DIE GLIEDERUNG ZUM BEGINN DER ARBEIT

Die Gliederung, Herausforderung zu Beginn. Da sitzt man nun vor einem ganzen Stapel wichtiger Literatur und hat keine Ahnung, wie man die nun einbauen soll...

Cian Ehrismann

11/23/20195 min read

Die Gliederung einer Arbeit in Griff kriegen

Da sitzt man nun vor einem ganzen Stapel wichtiger Literatur und hat keine Ahnung, wie man die nun einbauen soll. Auch der nächste Schritt ist schon getan, es ist nunmehr qualitativ hochwertige Literatur vorhanden und alle Ratgeber, Links zu Websites etc. sind schon aussortiert, oder zumindest in irgendeiner Form markiert, damit sie nicht in der Arbeit vorkommen. Dann stellt sich an den Schreiber einer wissenschaftlichen Arbeit, ganz gleich, ob es sich um eine Bachelorarbeit oder eine Masterarbeit o. ä. handelt, die Frage, wie er nun aus der Fülle der Informationen als ersten Schritt ein Kapitel aufbaut. Für wissenschaftliche Arbeiten gilt: ein Kapitel nach dem nächsten, als Schritt für Schritt.
Eine Möglichkeit, wenn man noch keine Übung im Aufbau und bei der Verfassung von Kapiteln für wissenschaftliche Arbeiten hat ist es, die folgenden Schritte durchzugehen:

Nehmen wir als Beispiel etwa Kommunikation. Das ist ein großes Gebiet, es gibt hierzu sogar ein eigenes Studium, das Studium der Kommunikationswissenschaften. Es ist also eine besondere Herausforderung, hier aus der Fülle an Informationen ein Kapitel für eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben, die nur eine gewisse Anzahl an Seiten haben soll. Verzweifelt stellt man sich die Frage, wie das möglich sein soll, wenn andere schon ganze Bücher zur Kommunikation geschrieben haben und trotzdem diese Bücher keineswegs vollständig sind, was die Informationen betrifft. Auch hier gilt, dass das Lesen vor dem Schreiben steht. Vieles, was man liest, wird man später in der Arbeit gar nicht verwenden.

Aber bleiben wir bei unseren konkreten Beispiel Kommunikation. In unserem Beispiel geht es um eine 10-seitige Einführung in die Kommunikation, die notwendig ist, um später die Forschungsfrage zu beantworten. Es sollen aber nur allgemein die wichtigsten Bereiche der Kommunikation in einem Überblick dargestellt werden, da Kommunikation in der geplanten Arbeit nicht im Mittelpunkt steht.

In einem ersten Schritt schaue ich mal, welche anderen Arbeiten, die im Internet frei verfügbar sind, ein Kapitel zur Kommunikation enthalten. Hier lasse ich schon mal alle Arbeiten weg, die sich auf irgendeine spezielle Form der Kommunikation spezialisiert haben, wie etwa interkulturelle Kommunikation, nonverbale Kommunikation, Kommunikation in Teams o. ä. Schließlich möchte ich eine Einführung in das Thema schreiben, und nicht einen bestimmten Spezialfall bearbeiten. Ganz wichtig ist hier, dass es NICHT um das Abschreiben von anderen Arbeiten geht, sondern rein darum ein Gefühl zu bekommen, welche Aspekte der Kommunikation für dieses Thema im Sinn einer Einführung wirklich grundlegend sind. Hierzu nehme ich also im Idealfall vier oder fünf bereits fertige Arbeiten aus dem Internet und vergleiche die Gliederungen. Es werden bei der Thematik rund um Kommunikation hier in jedem Fall das Modell von Watzlawick und das Modell von Schulz von Thun (besser bekannt als das 4-Ohren-Modell) vorkommen. Also gebe ich auf Google in einem nächsten Schritt noch „Kommunikation, Einführung“ ein. Klarerweise bekomme ich hier auch einige Homepages, die ich so, aufgrund der Vorgaben für Literatur in wissenschaftlichen Arbeiten, nicht für die Arbeit verwenden kann. Aber ich kann schon mal abschätzen, ob meine beiden oben genannten Modelle für die Thematik rund um Kommunikation wirklich so wichtig und grundlegend sind und mich, einfach für mich selbst, schon mal ein wenig in die beiden Modelle einlesen. Da ich für dieses Beispiel nur zehn Seiten brauche und die meisten Modelle Abbildungen benötigen, damit sie auch wirklich vom Leser verstanden werden, beschränke ich mich einmal auf diese beiden Modelle für mein Kapitel.

Ganz wichtig ist es, dass sich der Schreiber der Arbeit darüber klar ist, dass sein Werk nicht statisch ist. Es können jederzeit Kapitel hinzugefügt oder auch weggelöscht werden, es können Unterkapitel eingefügt oder erst im Laufe der Arbeit erstellt oder auch wieder zu einem Gesamtkapitel zusammengefügt werden. Gerade wenn man noch nicht zu viel Übung beim Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit hat wird es oft vorkommen, dass man etwas umändert, weglöscht oder auch Neues hinzufügt, was es aber auch notwendig macht, in bereits geschriebenen Teilen desselben Kapitels Anpassungen vorzunehmen, damit der Lesefluss wieder passt.

Nachdem ich mich nun einmal für zwei wichtige Modelle entschieden habe, suche ich in entsprechender Literatur nach den Modellen. Hier bieten sich besonders Handbücher an, da diese zum einen in der Arbeit verwendet werden dürfen, zum anderen aber meist auch einen sehr guten Überblick über die jeweiligen Modelle und Ansätze geben, wobei sie meist auch noch weiterführende Literatur angeben, die auch für die eigene Arbeit hilfreich sein kann. Auch an diesem Punkt ist wieder einmal lesen angesagt, da Fachbücher aus unterschiedlichen Studienrichtungen auch unterschiedliche Schwerpunkte zu der einen oder anderen Thematik setzen.

Der nächste Schritt kann eine einfache Zusammenfassung der beiden ausgewählten Theorien aus jenem Handbuch sein, dass ich persönlich für das beste in Bezug auf Kommunikation halte. Auf diese Art und Weise habe ich schon mal einen schönen Überblick, bin aber lange noch nicht fertig mit meinem Kapitel über Kommunikation. Für die eigene Motivation habe ich aber nun schon einige Seiten zu den Modellen geschrieben und stehe nicht mehr verzweifelt vor leeren Seiten. Im Anschluss ist es wichtig, mehrere Artikel oder auch andere Literatur zu den Modellen, für die ich mich entschieden habe, zu lesen. Hierbei wird auffallen, dass sich diese Artikel in sehr vielen Fällen in Bezug auf die Information überschneiden. Würde ich diese Artikel oder auch Bücher einfach so in meinen schon geschriebenen Teil miteinbeziehen, so würde ich mich ständig wiederholen. Ich hätte also sehr viel redundante Information, was nicht sinnvoll ist und auch die Qualität der Arbeit sehr stark beeinträchtigt. Also nehme ich, wenn ich über einen einzelnen Aspekt meines bereits in der Zusammenfassung beschriebenen Modells, in einer anderen Literaturquelle ähnliche, aber doch sehr interessante Informationen finde, den bereits geschriebenen Teil (also nur diese paar Sätze, oder auch einen einzelnen Absatz) aus meiner bereits bestehenden Zusammenfassung heraus und ersetze sie durch die Informationen dieser neuen Literaturquelle. Diesen Schritt kann man so oft wiederholen, bis man die gewünschte Anzahl an unterschiedlichen Literaturquellen für das Kapitel beisammen hat.
Ein besonders häufiger Fehler ist es hier, nicht immer gleich anzugeben, aus welcher Literaturquelle der jeweilige Satz oder auch der jeweilige Absatz stammt. Es ist also wichtig darauf zu achten, dass man immer gleich die Literatur, entweder in Fußnote oder auch in Klammer im Text angibt, weil man sonst irgendwann selbst den Überblick verliert. Achtung: wenn ich etwa den zweiten Absatz aus meiner Zusammenfassung herausnehmen und durch einen neuen, aus einer anderen Literaturquelle ersetze, muss ich am Ende des ersten Absatzes eine neue Quellenangabe, nämlich jene meiner Zusammenfassung, machen. Ansonsten würde ich auch der erste Absatz formal gesehen zur selben Literaturquelle wie der zweite gehören, was ja nicht stimmt.Der eben beschriebene Ablauf ist besonders für Personen geeignet, die sich das erste Mal vor der Herausforderung sehen, eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben. Ihr werdet selber merken, dass ihr mit der Zeit diesen, zugegeben etwas umständlichen, Weg nicht mehr gehen müsst. Aber beim ersten Mal hilft er darüber hinweg, dass man trotz einer ihre großen Anzahl von Literaturquellen tagelang über leeren Seiten sitzt.
Ich hoffe, ich konnte euch helfen, einen Anfang zu finden.