Craft Beer Zürich: Dr. Brauwolf

Willkommen in der Welt von Dr. Brauwolf: Ein Pionier im Craft-Biermarkt, der seit 2017 mit einzigartigen Rezepturen und einer starken Vision gegen die Bier-Monopole in der Schweiz antritt.

Cian Ehrismann

11/11/20233 min read

Der Apotheker Dr. Stefan Wolf gründete im Jahr 2017 die Craft-Brauerei Dr. Brauwolf in Zürich. Die Brauerei stellt Bier nach eigens entwickelten Rezepturen her.

Der Brauereibetrieb Dr. Brauwolf soll hier in Punkte Grösse, Wirtschaftlichkeit und Erfüllung von Kundenbedürfnissen untersucht werden. In diesem Fallbeispiel wird deutlich, wie Dr. Brauwolf die Problemstellung angeht, seine Kunden zu erreichen und zu überzeugen. Zudem wird deutlich, dass die Brauerei bereits mit dem Anspruch gegründet ist, als wirtschaftlich arbeitendes Unternehmen tätig zu werden und eine Vermarktungsstrategie zu verfolgen. Dies steht im Unterschied zu einem anderen Typ von Craft Bier Brauerei (vgl. Fallbeispiel Güxerei), die förmlich organisch, etwa als Hobby, entstanden und nach und nach zu einer vertriebsfähigen Grösse gewachsen ist.

Beweggründe für die Gründung der Brauerei:

Die Beweggründe für die Gründung der Brauerei waren nach eigenen Angaben von Dr. Stefan Wolf, „gegen den Einheitsbrei“ der Biermarken in der Schweiz anzukämpfen. Er führt die Monopolstellung von Heineken und Carlsberg an, die, auch wenn das Bierkartell faktisch nicht mehr besteht, dennoch den Markt steuern und das Konsumverhalten der Verbraucher in der Schweiz geprägt haben. Demgegenüber steht die Sortenvielfalt, die Dr. Brauwolf anbietet. Unter anderem arbeitet die Mikrobrauerei mit Fruchtextrakten und mit besonderen Hopfensorten. Die Rezepte wurden auf dem Ausgangspunkt amerikanischer Rezepturen eigens entwickelt.

Grösse:

Die Jahresbraumenge der Brauerei betrug im Jahr 2018 310 Hektoliter. Damit zählt die Brauerei zu den Mikrobrauereien mittlerer Grösse. Sie vertreibt ihr Bier vorwiegend an lokale und regionale Kunden.

Sorten

Dr. Brauwolf bietet derzeit zwölf verschiedene Flaschenbiere an. Diese reichen von Lagerbier mit besonderen Aromahopfensorten über Pils und Schwarzbier, Weizenbiere bis hin zu Ale, Winterbier und Sauerbier. Weitere Spezielbiere wie im Rumfass gereiftes Stout, den „Röstigraben“ oder im Rioja-Fass gereiftes Bier werden angeboten. Die Rezepturen verwenden damit sowohl besondere Inhaltsstoffe wie speziellen Aromahopfen als auch spezielle Herstellungsverfahren wie eine besonders lange Reifung in speziellen Fässern.

Vertriebsarten:

Der Vertrieb erfolgt sowohl im Rampenverkauf als auch über Getränkelieferanten. Die Getränkelieferanten, die derzeit die Biere von Dr. Brauwolf im Raum Zürich vertreiben, sind Inter Comestibles, Huber Getränkehandlung für die Gastronomiebetriebe und die Firma Zweifel Vinarium Enge. Überregional liefern Selection Widmer in Luzern und Getränke-Station Rank in Appenzell aus (16). Hinzu kommen zahlreiche Einzelhändler in und ausserhalb von Zürich, sowie Restaurants und Bars. Die meisten Gastronomiebetriebe befinden sich in Zürich, aber auch in anderen Städten werden die Biere von Dr. Brauwolf in Gaststätten angeboten, vor allem sind sieben Gaststätten in Luzern zu nennen, neben Einzelbetrieben in Baden, Jona, Küssnacht am Rigi, Sursee, Beromünster, Basel, St. Gallen und Lausanne. Der Vertrieb erfolgt also nach einem Mischkonzept sowohl direkt vor Ort als auch über ein Netz von angeschlossenen Lieferanten und Gaststätten. Auch über den eigenen Webshop sind die verschiedenen Biersorten von Dr. Brauwolf zu bestellen.

Wirtschaftlichkeit:

Nach Angaben von Dr. Stefan Wolf selbst arbeitet die Brauerei durch die beiden Vertriebswege kostendeckend und verzeichnet nach zwei schwierigen Anfangsjahren steigende Umsätze.

Erfüllung von Kundenbedürfnissen:

Die Alleinstellungsmerkmale von Dr. Brauwolf bestehen zum einen in der geschmacklichen Vielfalt. Es werden Sorten angeboten, die vom handelsüblichen Bier abweichen und besondere Aromen aufweisen. Zudem verwendet die Brauerei, soweit möglich, örtlich angebauten Hopfen. Kreativität bei den eigens entwickelten Rezepturen ist ein weiteres Merkmal mit dem sich Dr. Brauwolf von der Konkurrenz abheben will.

Wie auf der Website der Brauerei zu lesen ist, setzt Dr. Brauwolf zudem auf Kundennähe und offeriert die Möglichkei, Bier zu degustieren und den Brauvorgang zu beobachten. Auch komplette Führungen der Produktionsstätte und öffentliche Degustationen werden regelmässig angeboten.

Zur Sicherung einer hohen und gleichbleibenden Qualität verfolgt die Brauerei einen wissenchaftlichen Ansatz bei der Braumethode und den Produktionsabläufen. Gleichzeitig wird viel Aufwand in Innovation und Kreativität für neue Sorten investiert. Zudem wird ein monatlich wechselndes Spezialbier angeboten. Das Angebot richtet sich also vor allem an Bierkenner, die Neues ausprobieren wollen.

Markteinschätzung:

Laut der Erfahrung von Dr. Stefan Wolf bewegt sich der Schweizer Markt nur langsam, was unter anderem auf die Marktdominanz von Heineken und Carlsberg zurückzuführen ist. Den kleineren Brauereien fehlt es an Kapital um mehr Kunden zu erreichen und die Vorteile von Craft Bier zu vermitteln. Seiner Einschätzung nach legt die Mehrheit der Kunden noch immer vor allem Wert auf ein möglichst preisgünstiges Produkt, wobei der Anteil derjenigen, die auf Qualität und Individualität Wert legen, wächst.

Schwierigkeiten

Die Hauptschwierigkeit für Craft Bier Brauereien besteht Dr. Wolf zufolge darin, dass die Bierkonsumenten der Schweiz an ein vereinheitlichtes Angebot gewöhnt und wenig experimentierfreudig sind. Die Aufgabe die Konsumenten für Craft Bier zu überzeugen, gestaltet sich somit anspruchsvoll. Dr. Brauwolf geht diese Problemstellung durch ein Sortiment aus geschmacklich eindeutigen Sorten und bietet persönliche Führungen der Produktionsstätte an. Zudem wird auf der Homepage jeweils monatlich eine Biersorte in das Bewusstsein der Besucher gerückt.

Fazit:

Dr. Brauwolf ist ein regional geprägtes, gewinnorientiertes Unternehmen mit einer Vertriebsstruktur, die das Bier über diverse Kanäle an die Kunden liefert. Somit unterscheidet sich Dr. Brauwolf von Mikrobrauereien, die rein lokal arbeiten und das Bier ausschliesslich oder beinahe ausschliesslich im Direktverkauf an lokale Kunden verkaufen.